Samstag, 23. Mai 2009

Spielbericht: Lug und Trug in Dresden..

Ach, wo fang ich nur an... Die Dresden Monarchs verlieren bei schönstem Footballwetter 21:31 gegen die Schiedsrichter Kiel Baltic Hurricanes.

Beim ersten Punktspiel der Saison erleben die Monarchs ein wahres Flaggenfest gegen sich. Ich komme kaum hinterher, mir den Bullshit zu notieren, nachdem ich feststelle, dass ich mir nicht alles merken kann, was da gerade schiefläuft. Die Grundzüge der Vorgaben für die Schiedsrichter sind jedenfalls klar geworden: gibt es potenziell Punkte für die Monarchs, so ist fast garantiert eine Strafe gegen die Königlichen dabei; hustet ein Monarch, fliegt er raus; setzt ein "Cane" die Brechstange an, kommt er mit einem leichten "dududu" davon.

Die Monarchs starteten geschwächt in das Spiel - fallen doch alle Verletzten des vergangenen Spiels für den Rest der Saison aus. Entsprechend gespannt ist das Fanvolk auf Neuzugang #4 Talib Wise.

Und wird überrascht. Das angekündigte Allround-Genie schwächelt zu Beginn, dreht erst gegen Ende richtig auf. Wise ist es auch, der unfreiwillig das erste Opfer der Unparteiischen wird. Nach einem fullminanten Auftakt (Kickoff-Return von #2 Jared Dumm bis Zentimeter vor die Goalline mit anschließendem Touchdown, PAT fail) wird #4 Wise zweimal Ziel zweier Bomben von #14 Israel - und bekommt beide Male eine Pass-Behinderungsstrafe aufgebrummt. Der zweite der beiden Calls, direkt vor meiner Nase, war einfach mal technisch unmöglich - Wise ist unterwegs, Verfolger hinterher, Wise dreht sich, läuft rückwärts weiter und fängt den Pass complete. Der Verteidiger ist mindestens eine Armlänge weit weg und Wise damit beschäftigt, den Ball mit beiden Händen im Rückwärtsgang festzuhalten - für eine Passbehinderung hätte er mindestens einen dritten Arm benötigt.

Diese Fehlentscheidung ist nur der Anfang einer langen Liste - ich versuche sie kurz, aber möglichst chronologisch korrekt zu halten:
  • Die Pass-Interference gegen #4 von oben.
  • Zum Ausgleich bleiben ähnliche und deutlichere Passempfangssituationen gegen Kiel mindestens dreimal ungeahndet.
  • Tote Bälle können plötzlich intercepted werden. Liegt das am Kieler Fischtran?
  • Kiel tackelt ungeniert und unbestraft #89 Radko Zoller nach dem Spielzug. Der geht zwei Meter vor Back Judge und Line Judge zu Boden, die zucken bloß mit den Schultern. Zitat Günni: "Langsam wird es lächerlich". Doch das ist erst der Anfang.
  • Der riesige, unübersehbare, unberechtigte Passempfänger Downfield aus Kiel wird übersehen.
  • Ein Dresdner First Down geht in einer schwammigen Strafe wegen einer "Illegalen Bewegung" vor dem Snap unter.
  • #89 Zoller wird am Ball von #47 Robert Koster Kiel zerlegt, der ihm fast den Kopf abreißt - der Helm fliegt in hohem Bogen davon, es sieht sich niemand genötigt, den Zug abzupfeifen - stattdessen darf weiter auf dem nun ungeschützten Leistungsträger rumgetrampelt werden. #89 Zoller bleibt liegen, seine Kollegen winken hektisch die Sanitäter herbei, die ihn am Spielfeldrand das Ohr verbinden müssen. #47 Koster bekommt für den Gewaltakt 15 Meter Strafe. Zu erwarten gewesen wäre die Ejection des gefährlich Foulenden.
  • Weils so schön war, geht #47(?) Kiel kurz darauf gleich wieder volle Kanne in den Mann und reißt #14 Israel außerhalb(!) des Spielfeldes mit der Hand am Nacken nieder. Dieser sogenannte Horse Collar ist nicht nur gefährlich, sondern wird auch mit 15 Metern Strafe bedacht. Normalerweise. In dem Fall drücken die Refs alle Augen zu. Wär ja auch gegen Kiel...
  • Der nächste Touchdown der Monarchs wird selbstverständlich beflaggt, doch die Flagge wird sehr spät - die Enttäuschung hatte sich bereits in Team und Fans eingebrannt - zurückgenommen - hatte sich der werfende Ref etwa in der Zeile vertan? Dabei war das Drehbuch aus Kiel doch extra zeitig eingetroffen!
  • Damit gar nicht erst der Eindruck entsteht die Refs wären zu weich, wird beim nächsten TD-Lauf der Königlichen ordentlich nachgelegt - das Pauschal-Holding liegt bereits auf dem Feld, als #34 Michael Andrew mit dem Ball in der Endzone steht. Die Enttäuschung steht ihm ins Gesicht geschrieben, die zugehörige Diskussion endet für ihn - kann ja nicht immer nur zum Schaden von Leistungsträger #89 gehen - mit zwei (!) Strafen wegen Unsportlichem Verhalten.

    ...

    Jawoll, richtig gelesen - zwei Strafen wegen Meckerns. Die Ejection des Ausnahme-RBs trifft das Stadion hart (nur die Kieler Fans nicht, die sind sich nicht zu schade, sich munter über jedes einzelne Foul der Kieler und jede einzelne Strafe gegen die Dresdner zu freuen - insbesondere über diese). Damit ist "das Laufspiel" auch im kommenden Punktspiel auswärts gegen Berlin gesperrt - sehr praktisch. Hatte Berlin etwa auch schon angefragt? In der Folge dreht Neuzugang #4 Wise ordentlich auf und legt auch im Laufspiel vor. (Trotzdem die Erinnerung, lieber Talib: Ein-Hand-Fang = Interception.)
  • #47 Koster wiedermal - zeichnet sich durch sein hartes Vorgehen aus, darf sich offensichtlich alles erlauben - hart in auf den Dresdner Passempfänger bevor der überhaupt den Ball berührt hat - keine Strafe wegen Pass-Interference? Natürlich nicht, man kann ja nicht jede Kleinigkeit pfeifen. Das merkt auch #47, und mutiert zum offensichtlich generalbevollmächtigten ***** des Tages.
  • Das nächste Tackle von Kiel gegen Dresden außerhalb des Spielfeldes führt nicht etwa zur Bestrafung der Nordlichter, sondern zu einer weiteren Strafe wegen Meckerns gegen Dresden. Wo kommen wir auch hin, wenn sich hier auf einmal jeder beschweren dürfte?!
  • Damit auch alles regelkonform bleibt, wird das nächste Dresdner First Down auch genau ausgemessen - nicht dass die Elbstädter noch unlautere Vorteile erwerben.. bei Kiel sind solche Situationen natürlich grundsätzlich eindeutig.
  • Der nächste Inbound-Catch der #89 wird vom Field Judge freilich unvollständig gegeben - jetzt regt sich sogar ein Fotograf auf, der einen Meter daneben steht.
  • Der Kieler Trainer setzt auch noch seine Duftmarke und verlangt *während Dresden zum Kick-Off anläuft* ein Time-Out. Er bekommts natürlich, und das Kicking-Team ist durch den Wind. Spielbueher machts im nächsten Versuch genauso - ist immerhin noch sein Rasen. Als beim dritten Anlauf schließlich keiner der Trainer mehr ein Time-Out nehmen möchte, ist wieder die Stunde der Hoyzers gefragt. Der kurze Kick, um im Spiel zu bleiben, wird von #4 Kiel gefangen. Dafür bekommt Dresden eine Strafe wegen Behinderung des Fängers. Ja klar, die anrennende Line war ja auch schon auf 10 Meter an den Kerl rangekommen. Ist doch klar, dass das den behindert...
  • Den krönenden Abschluss bildete dann im allerletzten Drive, nachdem ich erst gedacht hätte Kiel hätte für die letzten drei Minuten nicht mehr genug Geld gehabt, ein wenig Verwirrung um die Uhr - sechs Sekunden standen den Monarchs noch zur Verfügung, der Head Linesman gibt Zeichen dass die Uhr noch läuft, doch der Head-Ref behält den Ball in der Hand... die sechs Sekunden laufen runter, die Offense steht ratlos da, bis der Head Ref das Spiel für beendet erklärt. Verwirrung und Wut der Offense werden fachmännisch mit einer Strafe wegen Unsportlichem Verhalten quittiert - nach dem Spiel!!!
In der Summe sind im verschobenen Spiel locker drei Touchdowns durch fragwürdige Entscheidungen der Refs verloren gegangen. Die hätten sonst locker zum Sieg gereicht. Dazu kommen natürlich noch jede Menge Sekundärstrafen, etwa wegen Meckerns und Tätlichkeiten - natürliche Folge von offensichtlichen, einseitigen und gehäuften Fehlentscheidungen.
Um Günnis Gedanken aufzugreifen: Glück gehabt, dass euch das Spiel (samt Stadion) nicht entglitten ist, liebe Schiris.

Kiel, ihr könnt stolz sein - war bestimmt ein preisintensiver Tag für euch. Schon witzig, wenn das Tagesziel, nämlich die Dresdner Leistungsträger unter Feuer zu nehmen, in so schöner Kooperation zwischen Gästen und Schiris gelingt. Beim nächsten Mal investiert ihr aber am Besten noch ein bisschen mehr, damit man die Schiebung nicht so deutlich merkt.

Ich hoffe jedoch ernstlich, dass das Geld jetzt noch für die Heimreise reicht.

Sehr schade und wirklich enttäuschend. Auf die Dresdner Schiris hab ich sonst eigentlich fast nix kommen lassen, aber jetzt sind sie unten durch, was hoffentlich auch beim Abschiedspfeifkonzert für sie, angeführt vom Fanclub, deutlich wurde, das sie mit hochrotem Kopf auf dem Weg in die Kabine genießen durften.

Wenn man noch nicht mal beim Heimspiel auf neutrale Refs hoffen kann, wo dann? Eigentlich kann mans dann auch lassen.
  • Bei Radio Monarchs gibts heute nacht bestimmt noch den Video-Rückblick.

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