Dienstag, 25. Oktober 2011

Protipp: Perl-Modul Math::BigInt::GMP-Problem

Habe heute ein paar Stunden lang probiert, auf ubuntu für Perl das Modul Net::SFTP zu installieren. Das hängt u.a. auch von Math::BigInt* ab und insbesondere Math::BigInt::GMP hat übelste Installationsprobleme verursacht. Bei der Installation des Moduls via CPAN-Shell brach die Installation immer ab, weil make fehlgeschlagen war. Make wiederrum befand:

Can't link/include 'gmp.h', 'gmp'

Die Lösung dafür habe ich in der hinterletzten Ecke des Internets gefunden und stelle jetzt die Lösung im Zusammenhang mit meinem Grundproblem (siehe oben) dar:

Was fehlt, ist das (Nicht Perl- sondern Linux-) Package libgmp3-dev. Also flux ein apt-get install libgmp3-dev rüberhauen, dann klappt auch die Installation von Math::*GMP.

Mittwoch, 11. Mai 2011

Manhattan mit Baby - die große Unbekannte

Ende April 2011 haben wir es gewagt und sind mit unserer fünf Monate alten Tochter für zehn Tage nach New York geflogen. Eine Herausforderung ohne Zweifel, aber wir haben sie gemeistert!


In diesem Beitrag möchte ich einen Überblick über unsere babybezogenen Reiseerlebnisse geben, da es im Internet - auch auf offiziellen Seiten wie der von der TSA, Lufthansa und Bundespolizei nur rudimentäre Informationen zum Thema Langstreckenflug und -reisende mit Baby gibt. Eine zentrale Rolle spielen dabei das Füttern, das Wickeln und ganz allgemein die Unterbringung des Babys.

Vorbereitung

Doch zunächst fangen wir mal mit unserer Reiseroute an: Von Dresden (DRS) aus sind wir mit Lufthansa via Frankfurt am Main (FRA) nach Newark (EWR) geflogen und von dort mit einem kommerziellen Shuttleservice zu unserem eigentlichen Ziel in Midtown Manhattan, New York, weitergefahren. Alle Teile der Reise haben wir individuell gebucht. Begonnen haben wir mit einem passenden Hotel, welches explizit Babybetten anbot. Dort haben wir per Internet (booking.com) neun Übernachtungen gebucht und uns dann per Mail mit dem Hotel in Verbindung gesetzt - wir haben ein Babybett angefordert, und eine Möglichkeit, Wasser zu erhitzen. Um sicher zu gehen, haben wir auch noch einen Reisewasserkocher mitgenommen.

Parallel dazu haben wir einen passenden Flug gebucht. Wenn man eine bestimmte Fluglinie präferiert, kann man auch erst dort die günstigen Verbindungen heraussuchen, bevor man sich für ein Hotel entscheidet. Wir haben uns wegen des umfassenden Angebots für die Lufthansa entschieden.

Die beste Methode, um das Baby während des Fluges unterzubringen, sind übrigens spezielle Babykörbe, sogenannte Bassinets. Diese stehen auf allen Langstreckenflügen der Lufthansa zur Verfügung, wenn auch in stark beschränkter Anzahl. Wir haben uns einen passenden Flug herausgesucht und dann die zentrale Reservierungshotline der Fluggesellschaft angerufen, um zu erfragen, ob für diesen Flug noch Babykörbe verfügbar sind. Die Reservierung dieser Körbe ist nämlich nicht im normalen Buchungsprozess möglich. Also erst die Verfügbarkeit der Körbe erfragen, danach im Internet den Flug buchen - das Baby bekommt ein Babyticket (bis 2 Jahre möglich, 10% des regulären Ticketpreises) -, und dann sofort nochmal mit der Buchungsnummer bei der Reservierungshotline anrufen. Die reservieren dann ein solches Babykörbchen und setzen auch die Sitzplatzreservierungen entsprechend um, denn die Körbe können nur an den Abteilkopfreihen eingehangen werden - also z.B. unmittelbar hinter der Bordküche in der Economy-Klasse. Während Start und Landung sitzt das Baby beim Erwachsenen auf dem Schoß und wird mit einer Gurterweiterung festgeschnallt.

Falls kein Babykorb mehr frei ist, kann das Baby auch in einer von der Fluggesellschaft genehmigtem Babyschale für das Auto mitfliegen (dort erfragen!). Dann braucht es allerdings ein Kinderticket (66% des regulären Ticketpreises), damit es auch einen Sitzplatz bekommt, auf dem es festgeschnallt werden kann.

 Chrilu im Bassinet

Flüssigkeiten, Geele und Aerosole im Handgepäck - die Flüssigkeitenregelung

Unsere Tochter wird nicht mehr gestillt, und bekommt eine Fertigmilch aus Pulver. Das Futter für die Kleine wird also quasi "extern" zugeliefert und dann von uns unterwegs normalerweise mithilfe von heißem, abgekochten Wasser aus einer Thermoskanne, kaltem, abgekochtem Wasser aus einer Babyflasche, ein wenig Lefax Liquid gegen Koliken und Blähungen und schließlich dem Milchpulver aus einem Pulverportionierer zusammengebraut. Die korrekte Wassertemperatur erreichen wir durch Mischen des heißen und kalten Wassers und Kontrolle mittels eines Mini-Infrarotthermometers, welches bei Amazon für 22 EUR zu erwerben ist. Diesen Modus wollten wir auch während der Reise beibehalten, da so die Flasche immer frisch und fröhlich bereit ist, wenn sie gebraucht wird.

Die Herausforderung ist also, genügend heisses und kaltes Wasser für einen Tag durch die Sicherheitskontrolle zu bekommen. Seit einigen Jahren gilt allerdings die Regelung, dass im Handgepäck Flüssigkeiten, Aerosole und Geele einzeln maximal 100 ml fassen dürfen und gemeinsam in einen Ziploc-Beutel mit maximal 1 Liter Fassungsvermögen passen müssen. Als Ausnahme dazu werden Medikamente und "Spezialnahrung (z.B. Babynahrung)" aufgezählt. Doch was ist denn Babynahrung genau und wie darf sie transportiert werden? Nur fertig gemischt oder auch in Einzelteilen, wie wir das gerne getan hätten? (Die Regelung soll ab 2011 allgemein schrittweise gelockert werden!)

Wir haben es uns einfach gemacht und haben der Bundespolizeidirektion Pirna, welche für die Sicherheitskontrolle am Flughafen Dresden verantwortlich ist, eine Mail geschrieben. Binnen eines Tages meldete sich der zuständige Sachbearbeiter mit einer sehr netten Antwortmail, in der er uns mitteilte, dass wir das Babyfutter wie von uns gewünscht in Einzelteilen mitnehmen können -- sogar die Thermoskanne wäre OK. Einzige Vorraussetzungen wären die gesonderte Deklaration während der Kontrolle, der Nachweis der Notwendigkeit - per Anwesenheit des Babys bei der Sicherheitskontrolle trivial geklärt - und möglicherweise (Ermessen des Kontrollierenden) der Nachweis der Echtheit -- im Zweifel muss man also was von den Wässern und vom Lefax trinken um zu zeigen, dass das kein Flüssigsprengstoff ist...

Die Mail haben wir vorsichtshalber ausgedruckt und mit in die Kontrollen genommen, aber eins vorweg: mit der Babynahrung gab es in keiner der vier Flughafenkontrollen und in keiner der Sightseeing-Kontrollen in New York Probleme. Wir haben die ganzen Zutaten in einen Stoffbeutel gesteckt und den im Handgepäck verstaut - so konnten wir den ganzen Kram mit einem Griff herausholen und vorzeigen. In Dresden wurde der Beutel einzeln aber kommentarlos durch den Röntgenscanner geschoben, und netterweise mussten wir das schlafende Baby für den Metalldetektor nicht aus der Trage holen. Mami und angeschnalltes Baby wurden allerdings einzeln von einer Sicherheitsdienstlerin mit einem Handscanner untersucht und die Trage wurde sehr vorsichtig abgetastet. Töchterchen hat davon nix mitbekommen. In Frankfurt wurde der Beutel ebenfalls kommentarlos durchleuchtet. Die größte Überraschung dann aber auf dem Rückflug -- die ach so strengen Amis in der Sicherheitskontrolle in Newark haben sich Ü-BER-HAUPT-GAR-NICHT für den Beutel interessiert -- wir sollten ihn noch nicht mal auspacken und vorzeigen. Der Ganzkörperscanner blieb uns, so sei an dieser Stelle erwähnt, übrigens auch erspart. Ich hatte mich geistig schon darauf eingestellt, für unsere Tochter vom "opt-out" Gebraucht zu machen, und sie einer langwierigeren manuellen Kontrolle unterziehen zu lassen.. Die Strahlen, die Strahlen :P
An allen Sicherheitskontrollen außer in Dresden mussten wir das Baby abschnallen und auf dem Arm durch den Metalldetektor tragen. Den verwendeten Babycarrier (Bondolino) wollten die anderen drei Kontrollen geröngt sehen.

Im Flugzeug

Ein großer Vorteil vom Reisen mit Baby ist, dass man bei den Langstreckenflügen in den Genuss des Pre-Boardings kommt. Das heisst man darf als Familie zusammen mit den First- und Business-Class-Kunden ein Stück vor der Masse einsteigen und kann sich so schon ein bisschen häuslich einrichten. Das ist besonders praktisch, da man mit Baby ja doch einiges zu verstauen hat. Apropos - auch ein Baby hat Anspruch auf Gepäck und Handgepäck. Töchterchen hatte also den größten Koffer und einen Slot für die Wickeltasche.

Unsere Tochter hat die vier Teilflüge übrigens sehr gut überstanden, auch wenn das Timing von zwei Starts ungünstig war, und gerade in die aktuell geltende Fütter- und Wickelzeit fielen. Da war da ein wenig Unruhe angesagt, was einmal den Hunger und einmal die auf dem Rollfeld gefüllte Windel betraf. Einzig bei der Landung in Newark hatte sie arge Probleme mit dem Druckausgleich, auch der empfohlene Nuckel bzw. die vielbeschworene Fütterung helfen da nur begrenzt, da man als Passagier nicht über den Beginn des Sinkfluges informiert wird - gerade bei riesigen Flughäfen wie in New York kann der Sinkflug auch schon eine halbe Stunde vor Landung beginnen und da war es dann bei uns schon zu spät. Die Druckausgleichstricks wie Kaugummi-Kauen oder ausgiebiges Gähnen helfen bei einem Baby nicht, so dass man nur versuchen kann, immer wieder den Nuckel aufzudrängen, zu spielen, abzulenken etc. Das alles ist während dieser Flugphase extrem schwierig, da das Baby da bereits beim Erwachsenen festgeschnallt sein muss -- die Flugbegleiter achten da penibel drauf.

Die Einreiseformalitäten -- ESTA und co.

Für die Einreise in die USA benötigt dann auch ein Baby einen maschinenlesbaren Reisepass, also einen "richtigen" Pass, keinen Kinderpass und auch keinen Eintrag beim Elternteil. Lediglich die biometrischen Anforderungen sind dann geringer (siehe Fotoschablone, rechts unten) - es sind keine biometrischen Fotos nötig und es werden keine Fingerabdrücke genommen. Mit diesem Pass kann man dann eine reguläre ESTA-Einreisegenehmigung beantragen, mit der es an der Grenze auch keine Probleme gab. Da haben eher die deutschen Grenzer genauer hingeschaut, ob es auch tatsächlich das eigene Kind ist, was man da aus- bzw. einreisen lässt. In den USA steht man mit allen Passagieren erstmal lange in "Immigration" an, tausende Passagiere werden in einer riesigen Halle durch ein dutzend Kontrollstellen geschleust. Behinderte und Familien mit kleinen Kindern werden von den Wachleuten oft vorgelassen, nur bei uns hat das nicht geklappt, da Töchterchen in der Babytrage schlief und so ziemlich unsichtbar war. Kurz vor Ende der Schlange wurden wir entdeckt und durften dann ganze zehn Meter überspringen -.-

Nach der Einreise muss man noch durch den Zollbereich - dort werden mittlerweile fast alle Koffer geröngt - wir haben vorsichtshalber deklariert, dass wir vier Packungen Milchpulver einführen, da der Zoll besonders auf das Einfuhrverbot für landwirtschaftliche Erzeugnisse achtet. Aber auch hier gab es keine Probleme - das Babyfutter schien außen vor zu sein.

Flughafentransfer

Nach dem Flug steht der Transfer in die Stadt an. Von Newark nach Manhattan sind es zur Rush Hour anderthalb bis zwei Stunden, wenn kein Verkehr ist auch mal nur eine halbe Stunde. Wir kamen natürlich zur Rush Hour an. Alle New Yorker Flughäfen sind sehr gut ans öffentliche Verkehrssystem angeschlossen - es fahren die verschiedensten S-Bahnen und Busse. In den Yellow Cabs dürfen Babys auch auf dem Schoß mitfahren, überall sonst wird ein Babysitz benötigt - wer also einen für den Flug hatte, kann den gleich weiterverwenden. Wir hatten den Transfer von Deutschland aus privat organisiert (für unsere Reisegruppe wäre ein Taxi zu klein gewesen, also brauchte es einen Kleinbus bzw. ein SUV), so dass wir einen Babysitz dazubestellen konnten. Die Größenangaben der amerikanischen Babysitze unterscheiden sich übrigens von den Deutschen - der für unsere Tochter organisierte Sitz in der kleinsten verfügbaren Größe war irgendwie etwas zu groß (und ziemlich abgenutzt), so dass wir noch was unterlegen mussten..

Im Hotel angekommen erwartete uns dann eine schöne Überraschung: Unser Zimmer wurde wegen Überfüllung des Hotels aufgewertet - auf die höchste Zimmerkategorie vor Ort. Ich sag nur Drei-Seiten-Blick auf Manhattan vom 45. Stock aus (52. Straße / 7. Avenue = unmittelbare Times-Sq.-Nähe). Das angeforderte Baby-Bett stand bereits darin, nur der Wasserkocher fehlte noch und wurde sogleich nachgeliefert.

Jet Lag

Hinwärts war der Jet Lag nicht so schlimm - in diese Richtung ist das wie länger wachbleiben und später aufstehen. Töchterchen hatte sich nach zwei Tagen vollständig umgewöhnt. Rückwärts ist das (zumindest für die meisten Erwachsenen) ein bisschen schwieriger - die zwei Tage sind heute (Zeitpunkt der Niederschrift) um, und sie schläft etwa zwei Stunden zu spät ein und wacht zwei Stunden zu spät auf. Ich würde fast vermuten, dass das morgen wieder eingerenkt ist - dann läge die Anpassungrate quasi bei zwei Stunden pro Tag.

Unterwegs in der Stadt - Carrier vs. KiWa

Wir hatten uns frühzeitig entschlossen, die Kleine im Urlaub hautpsächlich in unserem Baby-Carrier zu befördern. Dabei handelt es sich um einen Bondolino von Hoppediz. Mittels Gurtverlängerung kann auch der etwas kräftigere Papi ran ;) Wir haben uns aufgrund des damit verbundenen logistischen Aufwandes (im Flugzeug unterbringen, im Hotel unterbringen) gegen die Mitnahme eines Kinderwagens entschieden und wollten vor Ort auch keinen mieten. Mit Kinderwagen wäre man auch deutlich unflexibler gewesen, als mit Baby-Carrier. Zwar gibt es vielerorts Aufzüge, aber eben nicht überall und nicht selten bildet sich bei Attraktionen eine Schlange vor diesen. Manche Attraktionen konnten wir nur so zu dritt erreichen, z.B. führt nur eine Treppe auf die höchste Ebene des Rockefeller-Centers.



Baby bei Papi im Bondolino auf dem Rockefeller Center




Mit Babytrage hat man das Baby zudem immer am Mann - es kann nicht davonrollen oder davongeschoben werden. Nachteilig ist allerdings, dass man darauf achten muss, dass das Kind in der Trage nicht überhitzt. Zuguterletzt ist man mit Baby in der Trage oft ein Hingucker - offenbar sind Babytragen bei den Amis noch nicht so verbreitet, so dass man oft mit Einheimischen ins Gespräch kommt und auch schonmal vorgelassen wird, oder vom Museumswächter eine Abkürzung vermittelt bekommt. Kinderwagen dagegen stehen irgendwie immer im Weg und sind schwer zu manövrieren, was besonders bei den überfüllten Gassen Manhattans stark ins Gewicht fällt, wo man schon als Einzelperson Gefahr läuft, ständig überrannt zu werden. Manchmal hätten wir uns schon gewünscht, die Kleine einfach mal so weiterschieben zu können, aber da wir uns abgewechselt haben, ging das eigentlich. Unterwegs wird man übrigens an jeder zweiten Attraktion auf Waffen, Sprengstoff und mitgebrachte Speisen und Getränke kontrolliert, aber unser Futterbeutel und die Wickeltasche wurden immer durchgelassen und nie auch nur schief angeschaut.

Einzig ins Musical (Wicked!) konnten wir die Kleine nicht mitnehmen - dort sind Kinder erst ab vier Jahren erwünscht -- um die Immersion erhalten. Viel störender fand ich aber die Zuspätkommer, die ständig die Tür aufmachten und dann mitten in einer Szene auch noch zu ihren Plätzen geführt wurden. Warum mussten die nicht draußen bleiben?

Wickeln und Füttern während der Reise und Unterwegs

Zuguterletzt das Thema Babynance. Auf den Flughäfen war das Wickeln kein Problem - auf allen beteiligten Flughäfen gab es extra Wickelräume - benötigt wurde jedoch ein Moltontuch für die oft stark abgenutzten Wickeltischauflagen, und natürlich Windeln, die es während der ganzen Reise in keinem Wickelraum gab. Im Flugzeug war das Wickeln etwas schwieriger - eine von vier Toiletten war mit einem herunterklappbaren Wickeltisch versehen, der aber so schmal ist, dass man das Kind nur "quer" wickeln kann. Gerade bei Turbulenzen ist das eine echte Herausforderung. Im Hotel haben wir auf dem Esstisch gewickelt - schön Moltontuch drunter, dann hatten wir unsere Wickelstation. Unterwegs fanden sich eigentlich auch immer wieder Wickelräume - oft waren diese in die Behindertentoiletten integriert, manchmal waren sie extra, und manchmal in den normalen Toiletten untergebracht. Sehr weit verbreitet waren auch hier die herunterklappbaren Wickeltische, die nur für's Quer-Wickeln geeignet sind (oft mit stylischem Festschnallgurt -.-). In Restaurants gibt es oft keine extra Wickelräume - da muss man schon in größere Geschäfte (Klamottenläden, Buchläden, Kaufhäuser, Drogerien) gehen, oder einen Hotelportier anflehen -- in einem Hotel durften wir im Konferenzraum auf dem gedeckten Tisch wickeln ;) ). Zur Not findet sich bei schönem Wetter auch die eine oder andere abgelegene, geeignete Parkbank. Am enttäuschendsten war hingegen der große Toys'R'Us am Times Square - schäbige Wickelmöglichkeit und nur eine einzige Bank in der ganzen Riesenfiliale. Für einen Spielzeugladen ne glatte Sechs-Setzen.

Zum Füttern findet sich hingegen fast überall Gelegenheit - es gibt viele öffentliche Parks und sogenannte Public Spaces in irgendwelchen Lobbies, wo es genügend freie Tische und Stühle zum Fläschenzubereiten und -verfüttern gibt. Je nach Sensibilität des Kindes muss man sich auch schonmal in eine der zahlreichen Kirchen verziehen, um die nötige Umgebungsruhe zu finden. Nur in Geschäften vermisst man die Möglichkeit, sich mal hinsetzen zu können - da muss man wenn dann schon ins üblicherweise angeschlossen Café verschwinden. Das Thema Stillen in der Öffentlichkeit hat zwar bei uns keine Rolle gespielt, aber wie man hört und liest steht das Stillen in der Öffentlichkeit auch bei den prüden Amis unter besonderem Schutz und zählt nicht als Obszönität. Möglicherweise sollte man das dann allerdings nicht unbedingt in einer Kirche oder bei ähnlich sensiblen Personengruppen zuhause machen sollte.

Chrilu bei Mami auf dem Arm, nach dem Füttern auf einer Bank neben St. Paul's Chapel - im Hintergrund der "Freedom Tower" auf Ground Zero


Alles in Allem war unser erster Urlaub mit Baby ein großer Erfolg - die Kleine hat sehr gut mitgemacht und sich nur selten beschwert. Auch das Einschlafen ging fast wie von selbst, obwohl sie tagsüber immer viel erlebt hat.

Donnerstag, 13. Januar 2011

Review: Sushi-Lieferdienst in Dresden - Mrs. Sushi

All die Jahre, die ich nun schon in Dresden bin, habe ich eine spezielle Art Lieferdienst immer vermisst: Sushi-Bringedienste. Heute habe ich nun endlich einen entdeckt!

In der Vergangenheit war ich hier die längste Zeit als Student unterwegs - da hat man zwar nicht so viel Geld zur Verfügung und Sushi ist so ziemlich das teuerste Fast-Food, was es gibt - aber in einer Studentenstadt wie Dresden gibt es natürlich auch günstige Alternativen. Z.B. diverse Sushi-All-You-Can-Eat-Angebote bei "Sushi & Wein", dem Thailänder am Dr.-Külz-Ring oder den lustigen Leuten von Soy's Sushi Alaunstraße Ecke Louisenstraße in der Neustadt. Bei letzterem kann man an zwei Tagen in der Woche für 12,50 EUR soviel Sushi essen wie man möchte. Die Auswahl ist freilich auf einige wenige Sushi-Sorten eingeschränkt, aber die Qualität stimmt und die fehlende Vielfalt lässt sich leicht über die Quantität ausgleichen.

Soviel zur älteren Sushi-Geschichte im Hause S. In der jüngeren Geschichte war unser Konsum auf so ziemlich genau Null zurückgegangen, da meine Frau mit unserer Tochter schwanger war und Schwangere unter anderem rohen Fisch vermeiden sollen, um gewissen parasitären und bakteriellen Infektionen aus dem Weg zu gehen (Toxoplasmose, Listerien, etc.).

Nun ist unsere Tochter seit Dezember auf der Welt und ganz langsam sind die ersten geburtlichen Schockwellen am Abklingen, so dass meine Frau auch mal wieder über die ehemaligen Nahrungstabus nachdenken kann und sich heute nun an ihr "Fantum" für Sushi erinnert hat. Da die letzte Sushi-Sitzung im Allgemeinen und die letzte Suche nach einem Sushi-Lieferdienst im Speziellen nun schon über ein Jahr her waren, haben wir uns spontan mal wieder nach dem meiner Meinung nach Must-Have-Lieferdienst-für-eine-moderne-Großstadt umgesehen und sind bei einem Lieferdienst-Aggregator auf einen einzelnen Dienst namens "Mrs. Sushi" auf der Barbarastraße im Dresdner Norden gekommen. Spontan haben wir dort ein lecker klingendes Menü bestellt und geradezu fiebrig auf den Lieferanten gewartet.

Eins vorweg: Von den finanziellen Eckdaten her ist "Mrs. Sushi" für einen Lieferdienst geradezu unverschämt teuer. Der Mindestbestellwert lag bei 25 EUR, dazu kommen in jedem Fall noch 3,50 EUR Liefergebühr. Abgesehen von dem gigantischen Mindestbestellwert (mehr als dreimal so hoch wie bei unserem Stamm-Pizza-Lieferdienst Freddy Fresh!): Versandkosten bei einem Fast-Food-Lieferdienst?? Das ist geradezu frech-dekadent. Normalerweise spricht im Essensliefergewerbe ab dem Mindestbestellwert keine Sau mehr über sowas. Andere Dienste "bestrafen" Außer-Haus-Lieferungen, indem sie Selbstabholer mit Rabatten belohnen, und nicht mit Aufschlägen. Bei diesen Grundvoraussetzungen sind unsere Erwartungen sofort sehr hoch.

Die Preise selbst sind nicht-all-you-can-eat-sushi-typisch gehoben. Das billigste Menü kommt mit 8 EUR daher und enthält 3x6 vegetarische Maki-Sushi. Das teuerste Menü, das "Love"-Menü, kostet 50 EUR, und enthält - für zwei Personen - eine Flasche Tafelwein, 10 Nigiri, 12 Maki, 12 Inside-Outs und 8 "Sushi-Balls". Darunter finden sich - die Surimi-Nigiri mal außen vor - keinerlei günstig-vegetarische Stücke, sondern durchgängig hochwertige Fischsorten wie Lachs und Garnelen. Einzelsorten gibt es ab 3 EUR pro Maki-Sorte, bis hin zu 15 EUR für einen Teller Sashimi mit Salat. Angesichts des Mindestbestellwertes sind diese Möglichkeiten aber relativ uninteressant für die Lieferung. Der interessierte Sushi-Connaisseur kann sich auf der Karte (s.u.) selbst informieren. Neben den Menüs und Einzelteilen gibt es noch Getränke (Tee, Wein, Bier, Nichtalkoholisches), sowie eine kleine Auswahl Suppen (Miso) und Salate (Seetang).

Wir bestellen das "Love"-Menü für 50 EUR und zwei Personen, und sind gespannt. Angekündigt ist eine Lieferzeit von 60-90 Minuten - für eine innerstädtische Lieferung am frühen Donnerstagabend ziemlich lang - angeblich wird das Sushi aber frisch zubereitet! Nach einer Dreiviertelstunde klingelt es bereits an der Tür und die Lieferung wird von einem souveränen Herrn in den goldenen Jahren seines Lebens und Icke-Dialekt, der eher der Geschäftsführer als der Lieferjunge sein wird, gebracht und ausführlich erläutert. Besondere Aufmerksamkeit legt der Herr auf eine Spezialität des Hauses, die verschiedenen "Skin-Sushi" mit gerösteten Zwiebeln. Die gibt es in Form einer Variation der California-Roll und in Form der Sushi-Bällchen, die von der Form her letztlich an herzhafte Halloren-Kugeln erinnern.

Das Sushi ist auf drei Frischhalte-Blister verteilt und wird von vier kleinen, extra verschlossenen Pötten Soja-Sauce, einer Portion Gari und zwei Häufchen Wasabi begleitet. Dazu gibt es eine Flasche hier nicht weiterbetrachteten, günstigen, trockenen Weisswein mit Schraubverschluss und drei Paar Einmal-Ess-Stäbchen aus Holz. Der erste Eindruck vom Sushi ist - nachdem sich die störrischen Blister ihrem Schicksal ergeben haben - sehr gut: Die Stücke sehen sehr frisch aus und riechen auch so.
Einzig der Wasabi macht Sorgen.. wenn mich nicht alles täuscht, handelte es sich in unserem Fall um die billigere europäische Variante: gefärbter und nachgewürzter Standard-Meerettich, statt der originalen Wassermeerettich-Paste aus Japan. Das klumpige Verhalten in der Soja-Sauce und der auffallend süße, viel zu unscharfe Grundton sprechen für sich. Für den Preis und mit dem Anspruch eines richtigen Sushi-Imbisses ein echter Faux-Pas.

Mangels Selbstbeherrschung haben wir versäumt, das Gesamtmenü vor dessen Vernichtung zu fotografieren, so dass es an dieser Stelle lediglich ein Foto von einer späteren Phase im Lebenszyklus der Lieferung gibt:


Geschmack und Konsistenz der Teilchen erreichen letztendlich durchaus unsere hohen Erwartungen - das Sushi ist offensichtlich frisch zubereitet. Der Fisch ist frisch und schmeckt hervorragend. Der Reis der Teilchen ist etwas zu fest verarbeitet und nimmt deshalb zu wenig Soja-Sauce auf. Auch hätte der Reis etwas mehr Essig vertragen können. Die Spezialität des Hauses - die Skin-Sushis mit gerösteten Zwiebeln - ist fein abgestimmt und durchaus einen Versuch wert, auch wenn das Aroma unkonventionell ist: die verwendeten Zwiebeln sind feingranular und bestätigen die Angst vor dem Billig-Röst-Gelumpe, den es im Supermarkt für die Verwendung in Hot Dogs zu kaufen gibt, nicht. Auswahl und Komposition der gelieferten Sushi-Typen gefallen gut - lediglich die Garnelen-Nigiris brechen die Mit-Einem-Happs-Im-Mund-Konvention von Sushi und erfordern die pre-verzehrliche Ablösung der Heckflosse, was nach sonstigen kulinarischen Spielregeln jedoch eher ein Zeichen für Qualität ist.

Fazit:
Das Sushi war ausgesprochen frisch und wohlschmeckend - der Preis ist gerechtfertigt. Schade ist es um den etwas zu festen Reis und den unnötigen Wasabi-Ersatz. Ein etwas hochwertiger Wein hätte weder dem 50-EUR-Menü, noch dem Umsatz des Lieferdienstes nachhaltig geschadet. Absolute No-Gos sind die festen Versandkosten und der sehr hohe Mindestbestellwert.

In der Summe ist "Mrs. Sushi" empfehlenswert, aber aufgrund der hohen Investitionshürde nicht für die Stillung des täglichen Sushi-Jipers geeignet.


* Gefunden via: http://www.lieferservice.de/mrssushi
* Homepage mit Aktionen etc.: http://www.callsushi.de

Disclaimer: Ich bin in keiner Weise mit den genannten Marken und Produkten assoziiert und erhalte für die Erwähnung von Namen oder den Artikel als solchen keinerlei Zuwendungen von den betroffenen Unternehmen. Food-Reviews finden schon aus Gründen der Objektivität in einem anonymen Rahmen statt, um die durchschnittliche Qualität des Produktes einschätzen zu können, und spezielle Review-Auslieferungen zu vermeiden.