Mittwoch, 3. Juni 2009

Welcome, Mr President

Dresden ist im Obama-Fieber.

Fieber. Sowohl die heiße Begeisterung, mal wieder im Mittelpunkt des medialen Interesses zu stehen, und mal wieder ne große Nummer in the hood zu haben (Putins Besuch ist noch nicht so lange her :P), als auch die fiebrige Benommenheit ob des Riesenaufwandes für einen Besuch, der sehr wahrscheinlich weniger als 24 Stunden dauern wird.

Die Stadt und viele ihrer Bewohner freuen sich, den sympathischen Präsidenten der USA willkommen heißen zu dürfen. Am 04.06. soll Obama in Dresden ankommen. Wie genau ist nicht bekannt. Möglich ist die direkte Ankunft der "Air Force One" auf dem Flughafen DD-Klotzsche, oder der Transport per Hubschrauber ("Marine One") aus Leipzig (halte ich jetzt mal für unwahrscheinlich.. nur weil er vorher in Afrika weilt, heißt das noch lange nicht, dass die AF1 wie der durchschnittliche Billigurlaubsflieger im Osten nur Berlin und Leipzig anfliegt -.-).

Der Hubschrauber kam Ende letzter Woche in Dresden an und steht jetzt in einem EADS-Hangar. Außerdem kam eine dicke Vorhut-Boeing mit versiegelten Paletten an, die auf unmarkierten, nicht eskortierten Miet-LKWs in die Stadt gefahren wurden. Auch die Limousine des Präsidenten war da mit an Bord. Der Secret Service ist mit Sicherheit (:P) bereits seit vielen Tagen vor Ort ohne dass es jemand weiß.

Auch die Art des Transfers von Klotzsche ins Zentrum, eine ziemliche Strecke ohne großartig viele Ausweichrouten ist nicht bekannt und wird es vermutlich auch nicht werden. Die Motoradstaffel der Dresdner Polizei hat jedenfalls bereits geübt. Aber auch hier liegt mein Tipp eher auf dem Luftweg. Laut DNN wäre eine Landung des Helis auf dem Theaterplatz möglich.

Obama wird im Kempinski Hotel Taschenbergpalais Dresden übernachten. Das beste Haus am Platz sozusagen. Es ist die Woche komplett geblockt und Barack wird wohl in der Kronprinzensuite (5.500 EUR/Nacht, 6 Zimmer, 360 qm) nächtigen. Auf seinem Plan stehen ein Besuch der Frauenkirche und vermutlich ein Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Suite. Bereits Mittag/Nachmittag des 05.06. will er ins KZ Buchenwald weiterreisen.

Die DVB haben mittlerweile alle Busse und Bahnen an der Front mit einem Willkommensgruß ("Welcome, Mr President") versehen. Eine schöne Geste, wie ich finde - leider habe ich kein Foto davon.

Für den hohen Besuch wurden drei Sicherheitszonen im Zwiebelsystem um das Hotel herum angelegt. Anwohner und Geschäftstreibende können sich mittlerweile bei der Polizei um eine Akkreditierung (also eine Zugangserlaubnis :P) für ihr Wohn- und Arbeitsviertel bewerben. Das treibt insbesondere den Händlern die Tränen in die Augen, denn reguläre Laufkundschaft wird im teuersten Quartier Dresdens für die Dauer des Aufenthaltes wohl ausbleiben.

Auch die Polizei hat jede Menge zu tun - 4.000 Beamte werden im Einsatz sein, der mindestens 30 Millionen Euro kostet. (Quelle: mdr). Das sind etwa 1,25 Millionen Euro pro Stunde, wenn man annimmt, dass Obama tatsächlich 24 Stunden in der sächsischen Landeshauptstadt bleibt. Entsprechend empört reagiert manch Kritiker, der das Geld lieber im örtlichen Projekt X, Y oder Z statt im präsidialen Kurzurlaub gesehen hätte. Derjenige vergisst allerdings, dass die Kosten wohl eher von Land, Bund und Secret Service getragen werden, denn von der Stadt Dresden.

Unwahrscheinlich scheint ein Zusammentreffen mit Dresdner Bürgern - das Gros der Dresdner wird keinen Kilometer auf Obama herankommen. Zu spüren sein wird der Besuch trotzdem - die Schifffahrt auf der Elbe wird komplett eingestellt, und die Sicherheitszonen liegen im Herzen Dredens, so dass auch der ÖPNV beeinträchtigt sein wird.



Auch einen öffentlichen Auftritt mit Merkel oder einem anderen Mitglied der Bundesregierung wird es nicht geben - die Retourkutsche für die "herablassende" Behandlung von 'Senator' Obama bei seiner Wahlkampfrede durch die Bundesregierung kommt mit Schall und Rauch daher - es heißt der US-Präsident möchte den Eindruck vermeiden, sich im BRD-Wahljahr für eine Seite auszusprechen.

Apropos aussprechen - es sind wohl hauptsächlich Interviews mit großen US-Medien geplant. Schade. Wenn man den sympathischen Präsidenten in der eigenen Stadt schon nicht zu Gesicht bekommt, hätte man sich wenigstens am nächsten Tag Erste-Hand-Material in einer lokalen Tageszeitung gewünscht.

Obamas Besuch in Dresden - ein zweischneides Schwert, aber ein besonders scharfes! Ich bin gespannt.
  • Quelle: Berichterstattung der DNN letzte Mai-Woche/erste Juni-Woche.

Keine Kommentare: